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Die Lufthansa bleibt, wie die ganze Branche, schwer pandemiegebeutelt. Vieles steht auch die nächsten Quartale hinter dicken Fragezeichen. Als wie effizient erweisen sich die Sparprogramme? Die Kosten weiter senken zu müssen, fordert alle Seiten. Und nach den Erholungstendenzen im Sommer herrscht mit der zweiten Corona-Welle: strenger Winter.
Im Winterflugbetrieb 20/21 könnten die Airlines des Lufthansa-Konzerns maximal ein Viertel ihrer Vorjahreskapazität anbieten (ursprünglich geplant war die Hälfte). Die Zahl der Fluggäste werde voraussichtlich bei weniger als einem Fünftel des Vorjahreswertes liegen, so der Lufthansa-Vorstand an die Mitarbeiter. Und weiter: „Wir müssen daher unsere bisherigen Anstrengungen, die Kosten weiter herunterzubringen, noch einmal verstärken“. Inzwischen verliere die Gruppe mit einer halben Million Euro zwar nur noch halb so viel Geld in der Stunde wie zu Beginn der Krise …
An der Dramatik der Situation hat sich gleichwohl nichts geändert.
Vorstandschef Carsten Spohr und seine Kollegen an die Beschäftigten zur Einführung des Winterflugplans
Hätten wir beispielsweise im Spätherbst einen Blick in die Lufthansa-Homebase, der Abflughalle A auf Rhein-Main, geworfen, hätte es wenig zu sehen gegeben. Ein anderes Beispiel, auf einen Blick nach Bremen: Die legendäre Flugschule – einer der European Flight Academy-Standorte der Lufthansa-Gruppe – wird verkleinert. Das Lufthansa-Hauptquartier LAC, direkt am Flughafen Frankfurt, ist im kostensparenden „Wintermodus“ und auch teilweise geschlossen.
Wie und wann es wieder weiter vom „am Boden“ in die Höhe gehen kann, wurde auch auf einem Luftfahrtgipfel diskutiert:
Bei eigener massiver Schieflage steht die Kranichlinie im Vergleich zu anderen der deutschen Flugbranche noch relativ gut da, vor allem dank der Sparmaßnahmen und der Staatshilfen. Deutschland, Österreich, Belgien und die Schweiz leisten der Lufthansa neun Milliarden Euro Finanzhilfe. Mit einer Mitte November angekündigten Wandelanleihe will die Fluglinie noch frisches Geld, mehr als eine halbe Milliarde Euro, einholen.
Für den breit aufgestellten Luftfahrtkonzern rentierte sich im Pandemie-Jahr das Luftfrachtgeschäft. Der volle Frachtraum lohnt sich einigermaßen – beizeiten wieder in Kombination mit Touristen an Bord. Auf die dann gezählt wird, wenn die Behörden weltweit die Reisebeschränkungen wieder lockern. Der Einsatz von Tests und der Abbau von Quarantänepflichten sollen dies möglich machen (dafür setzt sich auch der Luftfahrtverband IATA ein).
Auf dem Luftfahrtgipfel selbst ging es vor allem um die Rettung der ebenfalls bedrohten Airports. Die Politik müsse den Flughäfen jetzt als „wichtiges Zeichen und ersten Schritt“ die Kosten erstatten, die im ersten Lockdown durch das Offenhalten der Infrastruktur entstanden seien, so Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV.
Auch noch jetzt, im Teil-Lockdown, bleibt ein anderes Kostenerstattungsthema leidiges Lufthansa-Dauerthema:
Die stornierte Flugreise immer noch nicht rückerstattet bekommen? Die Lufthansa handelte – wie andere Airlines – schleppend. Nun klagte die Verbraucherzentrale beim Landgericht Köln. Erwirkt werden bei der im Dezember angesetzten Hauptverhandlung soll, dass die Lufthansa anstelle von Umbuchungen oder Gutscheinen Rückerstattungen anbietet. Die Ticket-Erstattung ist nicht nur europarechtlich vorgeschrieben, sondern es geht dabei auch darum, das Vertrauen der Kunden nicht zu verspielen.
Welche Fluggäste könnten das zukünftig sein?
Das Dauerwachstum vergangener Jahre endete für Luftfahrt-Akteure ja jäh. Branchenkenner prognostizieren schon länger, welche langfristigen Auswirkungen die Pandemie auf Kunden haben wird. Wird statt Geschäftsreise weiterhin videokonferiert?
Bei den neuen Weichenstellungen zählt die Lufthansa zu den Covid-19-Gegenmaßnahmen auch auf Corona-Schnelltests als mögliche Kondition für Fluggäste. Solche Tests erprobt die österreichische Tochter Austrian Airlines schon seit Oktober. Seit 12.11. werden außerdem erste Testläufe für Antigen-Schnelltests vor dem Abflug auf der Strecke München-Hamburg probeweise eingeführt.
Erfolgreiches Testen ganzer Flüge kann der Schlüssel zum Wiederbeleben des internationalen Flugverkehrs werden.
Lufthansa-Vorständin Christina Foerster
Die Zahl der Jets wurde im bis April 2021 geltenden Winterflugplan nochmals reduziert. Die Lufthansa legt quer über alle Konzernairlines im laufenden Schlussquartal 125 Flugzeuge, die im Winter abheben sollten, erneut still. Die riesigen Airbus A380, die einstigen Flaggschiffe, werden ausgeflottet.
Auch die Belegschaft hat sich dem abfordernden Spar-Druck zu beugen und muss mit harten Einschnitten auf einen Sanierungskurs einschwenken:
Circa 22.000 Vollzeitstellen wurden bei der Lufthansa schon zum „Personalüberhang“ erklärt, bis zu 30.000 Mitarbeiter bangen jetzt um ihren Arbeitsplatz. Die stockenden Verhandlungen mit den Gewerkschaften – durch Arbeitszeitreduzierung und Einkommensverzicht Jobs zu sichern – blieben lange ergebnislos. Die Vereinigungen Cockpit, Verdi und die Kabinengewerkschaft Ufo setzen sich mit der Lufthansa hart auseinander, es gab lange nur fragmentarische Übereinkünfte.
Inzwischen gibt es mit Verdi eine vorläufige Einigung: 2021 soll es beim Bodenpersonal keine Entlassungen geben, jedoch müssen die Bodenbeschäftigten auf Teile ihres Entgelts verzichten.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat sich nach massivem Druck auch dem Spardruck gebeugt: Ein bis Jahresende befristetes Verzichtsangebot könnte bis 30. Juni 2022 verlängert werden. Für die Lufthansa-Piloten bedeutet das: Verzicht auf einen großen Teil ihres Gehalts.
Ausgeschöpfte Sparpotenziale von einigen Hundert Millionen Euro für den Konzern in der schwersten Krise seiner Geschichte. In der Kritik arbeitnehmerseits ist auch ein neues Label, das dabei – der Lufthansa-Konzern erinnert explizit daran – schon vor der Corona-Krise startete:
Um sich auf dem Markt der Ferienflieger zu platzieren, plant die Lufthansa die Umgestaltung ihres touristischen Langstreckenverkehrs und die Etablierung einer neuen Marke. Flugreisen zu attraktiven Reisezielen sollen auf der Plattform „Ocean“ angeboten werden, allerdings ohne tarifvertragliche Basis. Der vereinte Gegenwind der Gewerkschaften zu den nicht-tarifären Bedingungen, er gipfelte in einem Sturmlaufen in Form eines öffentlichen Briefes der Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter gen Berlin.
Wie viele bittere Coronapillen sind noch zu schlucken, wann können wieder schwarze Zahlen geschrieben werden? Im dritten Quartal summierte sich der Verlust der Lufthansa auf rund 1,3 Milliarden Euro. Was wird das Quartal vier erweisen?
Wir stehen am Beginn eines Winters, der für unsere Branche hart und herausfordernd sein wird. (…) Es bleibt unser Anspruch, auch nach der Krise weiter die Nummer eins unter den Airline-Gruppen in Europa zu sein.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr
Spätestens im Frühjahr wird es auch um die Verteilung von Anti-Corona-Impfstoffen gehen. Im temperaturgesteuerten Medikamenten-Transport seien Lufthansa Cargo und die Konzerntochter Swiss weltweit führend.
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Betritt man einen Flughafen, erscheint es einem oft wie eine andere Welt. Man kommt aus der Bahn oder dem Parkhaus …
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01. April 1969. Ein Fischer ist gerade dabei, ein Fischernetz ins kaspische Meer hinunterzulassen, als er ein metallisch kreischendes Geräusch …
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