01. April 1969. Ein Fischer ist gerade dabei, ein Fischernetz ins kaspische Meer hinunterzulassen, als er ein metallisch kreischendes Geräusch …
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Es kann tatsächlich jeden treffen.
Nicht nur die, die schon immer weiche Knie kriegten, wenn sie auch nur ans Fliegen dachten. Selbst Vielflieger, die früher Menschen mit Flugangst immer belächelt haben – zack – plötzlich haben sie selbst Flugangst!
***Als Werbung gekennzeichnet aufgrund unbezahlter Produktnennung***
Vor kurzem lief im TV ein Film, da schenkt eine Camper-Gemeinschaft ihrem Macho-Anführer – Spitzname „Käpt’n“ – zum 50. Geburtstag ein Wasserflugzeug. Leider kann der ehemalige Pilot sich gar nicht darüber freuen, ganz im Gegenteil: Er geht nachts hin und zerstört es eigenhändig in einem Sabotageakt, nur, damit niemand mitbekommt, dass er sich seit seiner letzten Piloten-Heldentat mit Flugangst herumplagt.
Ein Pilot mit Flugangst. Wie ist so etwas möglich?
Ja, wie entsteht überhaupt eine Phobie? Die Flugangst, die Aviophobie, ist ja nur eine von vielen Phobien, also krankhaft übersteigerten Ängsten. Die Verfasserin hat zur Beleuchtung der theoretischen Seite einen Fachmann hinzugezogen: den Diplom-Psychologen Eskil Burck, dessen neuestes Buch sich mit den effektivsten Strategien gegen Angst und Panik aus Sicht der Forschung befasst*.
WingMag: Wie entstehen Phobien?
Eskil Burck: Die meisten Ängste werden auf einem der folgenden drei Wege erlernt:
WingMag: Also Menschen, die „schon immer“ Flugangst hatten, haben die Angst entweder aus ihrem persönlichen Umfeld von jemandem übernommen. Oder sie haben vielleicht einen Katastrophenfilm angeschaut oder auch in den Nachrichten von einem Flugzeugabsturz gehört. Und bei denen, die in ihrem Leben schon geflogen sind, die hatten dann einen Flug mit einem Triebwerksbrand oder mit Turbulenzen – reicht da auch schon eine nur vermeintlich gefährliche Situation aus, um eine Flugangst zu begründen?
Eskil Burck: Genau, eine Phobie ist eben nichts Rationales. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Seit neuester Forschung wissen wir heute besser als je zuvor, dass wir die gleichen Lernwege einsetzen können, um Ängste auch wieder zum Verschwinden zu bringen.
WingMag: In einschlägigen Artikeln liest man oft radikale Sprüche wie: „Das beste Mittel gegen Flugangst ist Fliegen“. Ist da was dran?
Eskil Burck: Psychologisch ist da sogar sehr viel dran, nur pädagogisch kann das natürlich ein Problem darstellen.
Angst-Patienten vermeiden die Konfrontation mit ihrer Angst ja um jeden Preis. So verzichtet die Mutter darauf, die ausgewanderten Kinder in Australien zu besuchen, weil sie dazu in einen Flieger steigen müsste.
Andere, die noch fliegen können, versuchen, ihre Angst zu betäuben, indem sie Schlafmittel einnehmen oder viel Alkohol trinken. Doch selbst, wenn sie dadurch dann einen Flug überstanden haben, nimmt die Angst in der Regel – wenn überhaupt – längst nicht so stark ab, als wenn sie es ohne Hilfsmittel geschafft hätten.
gst in der Regel – wenn überhaupt – längst nicht so stark ab, als wenn sie es ohne Hilfsmittel geschafft hätten.
Die Angst nimmt nämlich vor allem dadurch ab, dass man die Angst aushält und feststellt, dass dabei nichts Schlimmes passiert.
So hat sich übrigens schon Goethe selbst von seiner Höhenangst befreit: Er ist auf das zu seiner Zeit höchste Bauwerk gestiegen, das Straßburger Münster, und hat ganz oben an der Spitze seine Angst ausgehalten, bis sie endlich nachließ.
So eine Konfrontationstherapie ist in der Tat eine kurze und sehr erfolgreiche Therapieform. Doch viele scheuen vor der massiven und brutalen Konfrontation zurück und treten die Therapie gar nicht erst an. Und dann kann ihnen auch nicht geholfen werden.
WingMag: Gibt es denn sanftere Alternativen?
Eskil Burck: Ja, es gibt viele mögliche Anti-Angst-Strategien, die vielleicht etwas langsamer wirken, aber tatsächlich wirksam sind. Wenn wir davon ausgehen, dass das Gehirn eine Fehl-Bewertung vornimmt, so sollte man zunächst einmal dafür sorgen, dass der angstbesetzten Fehlinformation eine Flut an korrekten Informationen entgegengesetzt wird.
WingMag: Also zum Beispiel die Tatsache, dass das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel ist?
Eskil Burck: Ja, aber am besten sollte man das nicht in dieser abstrakten Form belassen, sondern etwas greifbarer machen: Nach einer Statistik könnte man theoretisch eine Maschine besteigen und 19.000 Jahre lang ununterbrochen fliegen, ohne ums Leben zu kommen.
Oder statt sich sinnlose Katastrophen-Filme anzusehen, die nur die eigene Angst schüren, kann man sich mal intensiv über die strengen Sicherheitsbestimmungen für den Bau und die Zulassung von Flugzeugen informieren.
Eskil Burck:
Ein wichtiger Aspekt ist auch die Gewinnung von Distanz. Studien haben gezeigt, dass es hilfreich ist, seine Selbstgespräche in der Du-Form zu führen, quasi, als wäre man sein eigener Coach: „Du hast zwar Angst, aber du wirst das durchstehen.“
Kalifornische Forscher haben auch folgenden Gedankentrick erprobt: Die Versuchspersonen sollten sich vorstellen, welche Bedeutung ein unangenehmes Ereignis „in Zukunft“, „in einer Woche“ und „in 10 Jahren“ wohl für sie haben würde.
WingMag: Das Ergebnis ist nicht schwer zu erraten: Je mehr zeitlicher Abstand man sich vorstellte, desto geringer wurde die Angstbelastung.
Unsere Leser – besonders, wenn sie vielleicht persönlich betroffen sind, werden sich bestimmt besonders für die Behandlungsmöglichkeiten interessieren. In „Angst – was hilft wirklich gegen Angst und Panik“ gibt es ein Unterkapitel mit dem provokanten Titel: „Therapie über das Internet. – Braucht man immer einen Therapeuten?“
Eskil Burck: Ein guter Therapeut, zu dem man ein gutes Vertrauensverhältnis hat, ist natürlich Gold wert. Keine Frage. Aber erstaunlicherweise geht es auch anders.
Es gab z. B. einen Versuch von Forschern mit einer internetgesteuerten Therapie gegen Spinnenphobie (und in einem 2. Versuch auch gegen Schlangenphobie) mit Video-Anschauungsmaterial, Erklärungen und Anweisungen. Und wenn auch der unmittelbare Erfolg etwas geringer war als der mit einem physischen Therapeuten, so waren die Unterschiede bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr kaum noch existent. Allerdings war der Kontakt zum Therapeuten nicht auf Null reduziert, sondern auf 3 x 25 Minuten – es gab also noch eine individuelle Betreuung. So merkte der Therapeut, wenn ein Kandidat im Online-Bericht eine Aufgabe ausließ, kontaktierte ihn und ermunterte ihn zum Weitermachen.
Mittlerweile gibt es große Überblicksstudien mit Tausenden Versuchspersonen, die nachweisen, dass eine internetbasierte Therapie kaum unterlegen ist, aber große Vorteile hat: keine Wartezeiten, keine Anfahrtswege, zeitliche Flexibilität und geringere Kosten.
WingMag: Vielen Dank für die Einblicke in den Forschungsstand.
Apropos Stand der Dinge: Natürlich ist die Behandlung von Flugangst keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Zu beachten ist die „Psychotherapie-Richtlinie“, in der die Bedingungen festgelegt sind, unter welchen Umständen wer wie behandelt und es eine Kassenleistung ist. Im Beispiel unseres Piloten im Film übrigens würde gar nicht die Kasse tätig, sondern sein Rentenversicherer …
Nun hat sich die Autorin ein wenig umgeschaut, was denn kommerziell so angeboten wird gegen Flugangst. Insbesondere Fluggesellschaften bieten Flugangst-Seminare in Kooperation an, so z. B. auch die Lufthansa. Da gibt es ein Gruppenseminar für fast 900 Euro, es umfasst allerdings auch einen echten Abschlussflug. 98% Erfolgsquote. Für etwas weniger Geld finden sich – gerade bei kleineren Flughäfen auch weitere Anbieter und am unteren Ende der Skala findet man dann: den reinen Online-Kurs „Fearless-Flyer“ von Easy-Jet für gerade mal 47 € und einer versprochenen 95% Erfolgsquote.
Hier ein Erfahrungsbericht zum Flugangst-Seminar, in Kooperation mit Lufthansa:
Also bei dem Preis habe ich nicht lange gefackelt. Das Angebot für den Fearless-Flyer-Kurs war zu verlockend.
Gekauft…
Probiert…
Beeindruckt!
Weil vieles aus dem, was wir oben im Interview erfahren hatten, praktisch umgesetzt wurde. Klar, was er nicht bieten kann, ist ein individueller Zugang zu einem Therapeuten – verständlich bei dem Preis.
Es gibt 16 Video-Module mit einer Gesamtdauer von 2,5 Stunden. Ein Großteil ist Erklärung darüber, wie unser Gehirn funktioniert, mit zum Teil sehr verblüffenden Demonstrationen.
Dann folgt ein ausführlicher Teil „Fragen Sie den Piloten“. Dort werden nicht nur sämtliche charakteristischen Geräusche und Phänomene, die beim Fliegen auftreten können, vorgespielt und erklärt. Es werden tatsächlich genau all die Fragen behandelt, die in den Angstfantasien von Aviophobikern eine Rolle spielen. Um nur mal beispielhaft einen Umstand herauszugreifen, der vermutlich – bisher – nur Personen mit Flugangst aufgefallen ist:
Warum fühlt es sich kurz nach dem Start so an, als würde das Flugzeug absinken („abstürzen!?“) **
In den letzten Modulen geht es dann um das Einüben konkreter Übungen (z. T. in Echtzeit!):
Da ich selbst nicht an Flugangst leide, konnte der Kurs nicht im Selbstversuch durchgeführt werden, aber ich würde ihn jederzeit einer guten Freundin als Erstversuch empfehlen, da er den Geldbeutel am wenigsten belastet.
Das Beste daran finde ich, ist, dass man den Kurs noch sehr kurzfristig vor einem geplanten Flug durchführen und auch Teile davon wiederholen kann, sogar noch am Abend vor der Abreise oder – bei entsprechend gutem mobilem Internet – sogar noch in der Wartehalle am Flughafen selbst!
Gerade bei den Übungen nimmt das dann die letzte Unsicherheit.
Wenn sie dann noch eine Stufe zuschalten wollte, würde ich ihr einen Besuch in einem 4D-Flugsimulator empfehlen.
Egal ob aufkommende oder behandelte Flugangst, unsere Tipps sind in beiden Fällen hilfreich:
* Buchtitel: Angst – Was hilft wirklich gegen Angst und Panikattacken?
** Die Nase des Flugzeugs wird in der Steigflugphase wieder abgesenkt, was aufmerksame Personen spüren
01. April 1969. Ein Fischer ist gerade dabei, ein Fischernetz ins kaspische Meer hinunterzulassen, als er ein metallisch kreischendes Geräusch …
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