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Die Lufthansa-Rettung steht und hat erste politische Hürden genommen: WSF und EU-Kommission. Aber noch heißt es zittern. Denn das Rettungspaket hat noch weitere wichtige Hürden zu nehmen. WingMag beleuchtet Details:
Erinnern wir uns:
Das denkwürdige Zitat von Carsten Spohr vom 9. April bringt die ganze Dramatik auf den Punkt:
In Summe verlieren wir daher jede Stunde eine Million Euro unserer Liquiditätsreserve – Tag und Nacht, Woche für Woche und wohl auch noch Monat für Monat.
Carsten Spohr
Das 9-Milliarden-Lufthansa-Rettungspaket besteht aus drei Teilen :
Die KFW (Kreditanstalt für Wiederaufbau, die zu vier Fünfteln dem Bund und zu einem Fünftel den Ländern gehört) gewährt der „Deutschen Lufthansa AG“ zusammen mit privaten Banken (deren Anteil soll 600 Millionen betragen) insgesamt bis zu 3 Milliarden Kredit. Die Laufzeit beträgt drei Jahre.
Der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfond, kurz WSF (der während der Corona-Krise gegründet wurde, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern) erwirbt für rund 300 Millionen EUR Lufthansa-Aktien und sichert sich damit einen Anteil von 20 Prozent. Da die Altaktionäre vom Bezugsrecht ausgeschlossen sind, ergibt sich eine Kapitalverwässerung zu deren Ungunsten. Geplant ist auch eine Wandelschuldverschreibung im Wert von 5 Prozent plus 1 Aktie. Allerdings tritt die Umwandlung in Stammaktien nur unter zwei Bedingungen ein und beschert dem Bund dann eine Sperrminorität:
Zur Lufthansa-Rettung wird der WSF ferner Einlagen von 5,7 Milliarden EUR in das Vermögen der Deutschen Lufthansa AG einbringen, 4.7 Milliarden davon werden als Eigenkapital eingestuft. Der Zinssatz ist für die ersten beiden Jahre auf 4 Prozent festgelegt und steigt dann bis 2027 auf bis zu 9,5 Prozent.
Diese Plätze, die an den WSF gehen, sollen durch „unabhängige Experten“ besetzt werden, welche sich aus den laufenden Geschäften heraushalten sollen. So der Ausgang der Verhandlungen. Gerade in SPD-Kreisen wird dieser Ausgang kritisiert, der Staat hätte ein schlechtes Geschäft gemacht, wenn er die Lufthansa-Rettung nicht an Jobgarantien knüpfe. Im anderen politischen Lager wird die Entscheidung dagegen bejubelt, weil so die Aussichten auf Sanierung größer seien, weil „der Staat der schlechtere Unternehmer“ sei.
Das Geld aus dem Rettungspaket darf nicht als Dividende den Aktionären zufließen. Dividenden stehen erst wieder in Aussicht, wenn die Rettungsgelder zurückgezahlt sind.
Auch die Manager an der Konzern-Spitze sollen Opfer bringen. Die Rede ist von einem Fünftel der bisherigen Bezüge. Auch Bonuszahlungen sind während der Dauer des Hilfspakets ausgeschlossen.
Diese waren Finanzminister Altmaier ganz sicher ein Dorn im Auge: Jetzt musste der Konzern offenlegen, welche Tochterfirmen ihren Sitz in sogenannten „nicht kooperativen Ländern und Gebieten“ haben, einer schwarzen Liste der EU. Im Falle der Lufthansa: Panama, Guam, die Cayman-Inseln und die Jungferninseln.
Anders als in Frankreich, wo Macron der Air France weitergehende Nachhaltigkeitszugeständnisse abgetrotzt hatte, beschränkt sich die Öko-Komponente der Lufthansa-Rettung auf die Erneuerung der Flotte mit verbrauchsärmeren Flugzeugen – eigentlich nichts, was eine ökonomisch denkende Airline nicht ohnehin auf dem Schirm hätte.
Die Branche nennt es „Großvaterrechte“. Denn anders als in den USA, wo diese Rechte gegen Millionen-Dollar-Gebote immer wieder neu verhandelt werden, erfolgt die Vergabe der Slots zentral durch die Flughafenkoordination Deutschland, die auf Basis einer EU-Verordnung entscheidet, welche Airline wieviele Start- und Landerechte erhält. Und da gibt es nur eine Weitergabe oder einen Tausch.
Lufthansa muss Start- und Landerechte in Frankfurt und München an den Wettbewerb abgeben. Insgesamt 24 Slots – drei Starts und drei Landungen pro Flugzeug und Tag. Das ist der mit der EU-Kommission ausgehandelte Kompromiss.
Wer soll die bekommen? Europäische, neue Wettbewerber. Die gefürchtete Konkurrenz namens Ryanair und easyjet käme wohl erst dann zum Zug, wenn die Vergabe im Rahmen eines Bieterverfahrens nicht erfolgreich ist. Außerdem kommen nur jene Wettbewerber in Frage, die selbst keine substantiellen Corona-Rettungsgelder erhalten. Das ist bei Ryanair und easyJet der Fall, denen dann Slots in München, respektive Frankfurt zufallen könnten.
Zurück zu Deutschland: Am 10. Juni trafen sich Vertreter der Pilotenvereinigung Cockpit (VC), Vertreter der UFO (Unabhängige Flugbegleiter-Organisation) und Vertreter der Gewerkschaft Verdi zu einem Tarifpartnergipfel mit dem Lufthansa-Management.
Der Mitarbeiter-Überhang, der in die Diskussion eingebracht wurde, betrug 26.000 Arbeitsplätze (umgerechnet 22.000 Vollzeitstellen, die Hälfte davon in Deutschland). Das entspricht einem Überhang von 100 Flugzeugen.
VC-Präsident Markus Wahl hatte ein Gehaltsverzicht-Paket von insgesamt 350 Millionen EUR angeboten „in mit in der Spitze bis zu 45 Prozent Gehaltseinbußen“. Cockpit vertritt rund 5.000 Mitglieder.
Daniel Flohr, Vorsitzender der UFO, zeigte sich vom Dialog enttäuscht, weil die Lufthansa-Führung wohl nicht bereit war, einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen einzugehen. Er verwies auf die Einführung eines verbindlichen Mindestpreises für Tickets von 40 EUR in Österreich.
In einem Info-Papier von Verdi an ihre Mitglieder hieß es, man sei sich des Ernstes der Lage der Lufthansa AG bewusst, aber auch: „Wir werden nicht fahrlässig eure tariflichen Standards auf das Tableau des Arbeitgebers legen, damit Lufthansa sich die besten Stücke aussuchen kann.“
Also müssen weitere Gespräche schnellstmöglich folgen, denn vor dem 22. Juni muss ein Kompromiss unter Dach und Fach sein:
So lange die Aktionäre nicht mit an Bord sind, wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Geschicke der Lufthansa entscheiden sich also definitiv in der außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni. Nach Informationen des Wall Street Journals bewerten Analysten die Aktie unterschiedlich – auch nach Bekanntwerden des staatlichen Hilfspakets. Immerhin hat die Aktie erst einmal wieder angezogen.
Wenn die Aktionäre die bittere Pille nicht schlucken und dem Rettungspaket nicht zustimmen, wäre es für die Kunden eine schlechte Nachricht, weil im Falle einer Insolvenz in Eigenverantwortung der Gegenwert ihrer Tickets für noch nicht angetretene Flüge nicht abgesichert wäre.
Am 17.6. äußerte sich der Großaktionär Heinz Hermann Thiele negativ über den vorliegenden Kompromiss und forderte Nachverhandlungen. Wie bekannt wurde, hat er sein Aktienpaket auf 15 Prozent aufgestockt, was ihm unter günstigen Umständen die Möglichkeit gibt, die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit für das Rettungspaket in der Hauptversammlung im Alleingang zu verhindern.
Titelbild von Dominic Wunderlich auf Pixabay
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