Das Start-up jetlite sagt Jetlags den Kampf an. Diese Ansage ist alles, nur keine Luftnummer seitens des noch jungen Unternehmens. …
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Mit Methoden wie Design Thinking versuchen sich viele große Unternehmen zu modernisieren. Dr. Markus Durstewitz ist einer der Design Thinker, die Prozesse verändern wollen. Bei Airbus sorgt er als Innovation Manager und Head of Design Thinking dafür, dass Innovationen stattfinden. Was es dafür braucht und was eine gute Idee von einer Innovation unterscheidet, darüber haben wir mit ihm gesprochen.
Ich habe zunächst Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart studiert. Alles was fliegt, fand ich spannend. Die Basis für das Studium war Maschinenbau, eher sehr trocken. Die Vorteile des Luft- und Raumfahrtstudiums hingegen waren, dass man spannende Anwendungsfelder zu bearbeiten hatte und interessante Wahlfächer belegen konnte, die jenseits des Maschinenbauhorizonts lagen: Beispielsweise Physionomie für Ingenieure oder Philosophie.
Während des Hauptstudiums bin ich nach Toulouse an die Nationale Hochschule für Luft- und Raumfahrt gegangen. Dort habe ich den Schwerpunkt auf Datenverarbeitung gelegt. Ein Projekt von uns war damals die Entwicklung von modularen Konzepten für Micro-Satelliten: Man muss sich vorstellen, dass vor vierzig Jahren jeder Satellit ein handwerkliches Kunstwerk war. Wir fragten uns aber, wie einzelne Module für ganze Serien wiederverwendet werden können und haben dafür mit objektorientierten Datenmodellen die Grundlage geschaffen.
Mit dem anschließenden PhD bin ich schließlich bei Airbus gelandet. Hier bekam ich die Möglichkeit, noch einen Schritt weiter zu gehen – in Richtung “Cognitive Engineering”. Dabei geht es darum, Mensch-Technik-Interaktionen auf der kognitiven Ebene besser zu verstehen und Schnittstellen entsprechend anzupassen. Das gilt insbesondere auch für die Auslegung intelligenter Assistenzsysteme.
In diesem Kontext stehen kognitive Prozesse bei der Interaktion von Nutzern mit einem System im Fokus: Was denkt der Pilot, wenn er im Cockpit Schalter bedient, Uhren oder Monitore betrachtet? Entscheidend ist der Kontext, in dem diese Prozesse ablaufen: Vor dem Flug? Während der Startphase oder im Cruise Mode? Auch die psychologischen Effekte sowie die jeweilige kognitive Arbeitslast müssen berücksichtigt werden.
Intelligente Assistenzsysteme sind in der Lage, die voraussichtlich nächsten Schritte vorherzusehen und Auswahlmöglichkeiten entsprechend anzupassen. In jeder operativen Situation stehen dadurch Antworten zur Auswahl, die zum jeweiligen Kontext passen und der Situation gerecht werden. Dies ist das kleine „Geheimnis“, das den Unterschied zwischen Lust und Frust beim Bedienen von Geräten ausmacht, und letztlich nicht nur zu einer tollen Erfahrung sondern auch zur optimalen Leistung führt.
Meine Rolle ist es, den Innovationsprozess und das Kernteam als erste Anlaufstelle für Innovation zu managen. Eine ganz besondere Aufgabe ist die Entwicklung passender Rahmenbedingungen, die Innovationen ermöglichen.
Das wichtigste und erste Element dabei sind die Menschen. Um erfolgreich zu sein, muss ich die richtigen Menschen mit den richtigen Ideen zusammenbringen. Vorrangig muss ich jene unterstützen, die Innovation machen wollen. Man kann davon ausgehen, dass knapp fünf Prozent der Menschen in einem Unternehmen selbstmotiviert innovativ agieren, 15 Prozent könnten es sein. Innovative Leute sind oft Querdenker, die den „Normalbetrieb“ stören. Das sind die Rebellen, die Veränderungen schaffen. Meine Aufgabe ist es, diesen Personen das nötige Umfeld zu schaffen, um ihr Talent positiv einzubringen und wertzuschätzen.
Das zweite Element sind die Methoden und Tools: Design Thinking, Lean Start-up und das ganze Handwerkszeug, das man braucht, um relativ früh Dinge zu testen und iterativ auf erfolgsversprechende Geschäftsmodelle auszurichten.
Drittens braucht man Räume: gedankliche Freiräume, aber auch physische Räume, um kreativ, frei und agil zu arbeiten.
Alle drei Elemente zusammen sind Grundvoraussetzungen, um Innovationen zu ermöglichen und Wert zu generieren. Das heißt aber nicht, dass auf diese Weise aus allen Ideen automatisch erfolgreiche Innovationen werden. Dafür fehlt noch ein anderer entscheidender Punkt: die strategische Ausrichtung. Ein Unternehmen muss Innovationen Sinn geben und eine Geschichte erzählen. Zum Beispiel: Wir wollen „nachhaltiges Fliegen“! Das ist ein Ziel, mit dem sich die Menschen identifizieren können – der Grund muss feststehen. Innovation und Strategie gehen Hand in Hand: Wenn ich Innovationen betreibe, brauche ich auch eine Unternehmensstrategie. Wenn ich das nicht verbinde, wird die Innovation nicht arbeiten können.
Ideen kann man viele haben. Eine gute Idee ist immer eine Frage der Betrachtung und welche Perspektive man einnimmt. Was ‘gut’ ganz konkret bedeutet, kann und will ich nicht beantworten. Gut ist eine Idee dann, wenn sie dem Ziel dient. Wenn ich das Ziel nicht kenne, weiß ich auch nicht ob die Idee gut ist. Viele Ideen zu kreieren, einen großen Zirkus zu veranstalten, um neue Ideen zu finden ist nicht das Schwierige. Die Herausforderung liegt darin, Neues so zu adaptieren, dass es in den aktuellen Kontext integriert werden kann, auch wenn es die Standards verschiebt oder neu definiert. Das ist Innovation.
Innovation hängt immer vom Kontext ab in dem ich mich befinde. Bleiben wir erst einmal im Unternehmen. Für den einen ist die Einführung von digitalen Geschäftsprozessen bereits eine Innovation. Ein anderes Unternehmen hat das vielleicht schon als Standard, für diese wäre eine Innovation ein anderer Schritt. Sprich was für den einen eine Innovation ist, kann für andere schon Tagesgeschäft sein. Man sollte auch keine Angst haben zu kopieren. Es geht darum, den eigenen Akzent auf die Umsetzung zu legen.
A good innovation is a good idea shipped
Tim Brown
Fehler sind nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Man muss Fehler verstehen, so dass man daraus lernen kann. Ich glaube an das Prinzip des “Lifelong Learnings” und freue mich schon wieder auf die nächste Möglichkeit zu lernen. Gut ist natürlich, wenn man einen Fehler früh macht, dann kann man darauf aufbauen.
Ich glaube meinen „besten“ Fehler machte ich als junger, ungeduldiger Mensch, der in einen anderen Arbeitsbereich gewechselt hat. Ich dachte, im alten Bereich könnte ich schon alles. Kurz nach meinem Wechsel wurde der neue Bereich auch schon wieder aufgelöst. Hätte ich besser mehr Durchhaltevermögen zeigen sollen? Nein, nur dadurch bin ich in den neu aufzustellenden Digitalisierungs- und Innovationsbereich geraten. Das ist das Serendipity Prinzip: Die zufällige Entdeckung von etwas nicht Gesuchtem. Auch die Karriere lebt von solchen Zufällen.
Science-Fiction ist ein Genre, das mir gefällt. Hier kann ich die „Klassiker“ von Isaac Asimov empfehlen. Und ich lese eher Fachbücher. Zur Basisausstattung gehören neben dem „Design Thinking Playbook“, „Business Model Generation“ von Alexander Osterwalder oder „Sprint“ von Jake Knapp. Praktisch hat sich auch der „Business Model Navigator“ aus St. Gallen bewährt. Wenn ich Podcasts höre, dann die Sendung mit der Maus – mit den Kindern.
Da gibt es viele Leute, die ich interessant fände, aber ich habe ja nur ein Ticket frei. Ich glaube jemand wie Mark Zuckerberg wäre interessant. Oder Elon Musk. Das sind sehr polarisierende Persönlichkeiten, die die öffentliche Wahrnehmung von Innovation heute stark prägen. Aber die fliegen wohl eher mit ihren Privatjets.
Fotograf s.h.schroeder / © WingMag
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Vom Himmel holen wollen sie die Schönheiten nicht. Sie vor dem Baggerbiss retten dafür umso mehr: Es schmerzt sie, wenn …
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Wir hatten die Gelegenheit, mit einem fliegerisch sehr erfahrenen und im Luftrecht ausgewiesenen Rechtsanwalt zu sprechen, Dr. Stefan Krauss (hier …
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