Was reimt sich auf Fly? Dubai. Oder stellten die Airline-Macher die Reimfrage einstens umgekehrt … wie auch immer: Mit dem …
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Am Flughafen wie im Flugzeug: Die Maßnahmen zum Schutz vor einer potentiellen Ansteckung sind weitläufig. Die Prophylaxe verlangt von allen ab: Passagieren, Bord- und Bodenpersonal, den Luftfahrtunternehmen. In der aktuell dynamischen Situation wollen wir diverse Corona-Konzepte kurz festhalten. Zum Überblick, zum Abgleich, zur Sicherheit.
Neue Schutzregeln greifen schon vor dem Abflug. In den Flughäfen werden die mindestens 1,5 Meter Personendistanz möglichst gewahrt: an Terminals und Gangways, an Sitzplätzen und Schaltern, an Gepäckbändern und Warteschlangen. Mit dieser Regelung kann die Airport-Infrastruktur indes weniger bewältigen, die bisherige Kapazität sich reduzieren.
Corona-Schnelltests (wie beispielsweise ab Juni am isländischen Airport Keflavik angekündigt) sollen an deutschen Flughäfen wohl nicht verpflichtend werden. Auch keine Antikörpertests. Und sollten die Gesundheitsbehörden doch einen Schnelltest anordnen, müsste dieser auch von den Behörden durchgeführt werden, so der Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft Ivo Rzegotta.
Auch der Leitfaden, den der Branchenverband ADV, die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen, am 19.05. vorstellte, sieht Medizin-Checks an deutschen Flughäfen vorerst nicht vor. Wärmebildkameras oder Fiebermessungen seien nicht geeignet, Träger des Corona-Virus zu identifizieren, heißt es unter Berufung auf Fachuntersuchungen.
So etwa liest sich auch eine neueste Studie der CDC, der US-Gesundheitsbehörde: Nach im Februar durchgeführten Temperaturmessungen an US-Flughäfen schätzte sie diese jetzt als nur von „begrenztem Nutzen“ ein: Fluggäste könnten das Virus auch verbreiten, wenn sie selbst keine erhöhte Körpertemperatur hätten.
Sollen COVID-19-Schutzmaßnahmen nach Selbstverpflichtungserklärungen der Branchen ablaufen oder werden jeweils staatliche Vorgaben und Auflagen verfügt? Ein Konzeptpapier von Anfang Mai wurde unter anderem unter Mitwirkung der Verkehrsbranche erstellt. Der Corona-Maßnahmen-Katalog sieht in Deutschland Mundschutz für alle Reisenden vor – aber keinen grundsätzlich geblockten Nachbarsitz in Stuhlreihen von Verkehrsmitteln. Machbar war letztere Praxis im Flugzeug ja noch bis vor Kurzem, als die Fluggastzahlen die letzten Monate kaum nennenswert waren.
Im Flugzeug komme ein Passagier an einem SitzpIatz im Gang im Schnitt mit 64 Personen in engen Kontakt. Fensterplatz-Sitzer haben mit circa 12 Personen deutlich weniger Kontakt. Dies ergab eine schon vor Corona erstellte Studie der Emory-University 2018.
Abstand schützt, gerade in räumlicher Enge wie an Bord. Abstand im Flieger – also jeden zweiten Sitzplatz freizuhalten – wäre aber auch sehr teuer. Es würde sämtliche Kalkulationen über Bord werfen, wären in jedem 180-Sitzer mit Dreier-Stuhlreihen nur noch 120 Plätze besetzt. In Regionalfliegern mit vier Sitzen pro Reihe wäre es nur noch die Hälfte. Michael O’Leary, Chef der irischen Ryan Air, befand freigehaltene Sitzplätze schon im April „idiotisch“. Und weiter: „Wir können mit einer Auslastung von 66 Prozent kein Geld verdienen“.
Einen ganz anderen Vorschlag hat Aviointeriors vorgestellt: In einer Dreierreihe könnte der mittlere Platz umgedreht werden. Transparente Scheiben trennen und isolieren die Plätze voneinander. Die Kunststoffscheiben-Studie heißt „Glassafe“, der nach hinten gerichtete Mittelsitz wurde treffend nach „Janus“ benannt.*
Die Distanzfrage, ein Sicherheitsfaktor in der Corona-Krise – aber auch ein kapitaler Kostenfaktor. Grundsätzlich und gerade auch jetzt, wo manche in der Flugbranche schon straucheln oder in den Knien sind. Und unklar bleibt, welches der konjunkturellen Szenarios eintritt. „V“-, „U“- oder gar „L“-förmig?**
Abstandsregelungen in Flugzeugen würden „die Wirtschaftlichkeit der Luftfahrt grundlegend verändern“, erklärte die IATA, die International Air Transport Association. Und spricht sich gegen Vorgaben zur Einhaltung der sozialen Distanzierung an Bord aus. Die EU-Behörde für Luftfahrtsicherheit (EASA) und die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC empfehlen in ihren neuen, am 21.05. vorgelegten Leitlinien, einen Sitz pro Reihe oder jede zweite Reihe im Flugzeug freizulassen – wenn die Auslastung es zulässt.
Neben diesen Abstandsregeln empfiehlt die EU auch medizinische Schutzmasken für Passagiere und Bordpersonal. Und wie sauber ist die Luft im Flugzeug, die man durch die Maske atmet? Die sehr reine Mischung aus Außenluft und recycelter Kabinenluft wird alle zwei bis drei Minuten erneuert:
Schutz bieten Filter in den Klimaanlagen der Flugzeuge, die viele Partikel effizient entfernen. HEPA: High Efficiency Particulate Air. Es entspreche, wie der BDL mitteilte, „der Abscheidegrad dieser Filter (…) dem Standard der Filter eines klinischen Operationssaals.“
Zudem drückt die vertikale Luftströmung im Flieger Bakterien und Viren, die möglicherweise mitfliegen, an den Boden. Hinzu kommt die trockene Luft in den Kabinen, die es Viren schwerer machen kann, sich zu verbreiten. Untersuchungen haben gezeigt, dass das „Risiko einer Übertragung von übertragbaren Krankheiten an Bord eines Flugzeugs sehr gering ist“, konstatierte die Weltgesundheitsorganisation.
Insgesamt deutlich wahrscheinlicher als eine Ansteckung über die Luft scheint eine potentielle Ansteckung über oft berührte Oberflächen: Tische und Touchscreens, Armlehnen und Sitztaschen, Bedienelemente und Belüftungsöffnungen, Schließfächer, Teppiche. Und die gemeinsam frequentierten Orte wie Toiletten, Ruheräume. Die Bordküche.
Desinfektionen erfolgen entsprechend den SOPs, den „Standard Operation Procedures“ für HID (Highly Infectious Diseases). In gegebenenfalls kürzerem Turnus – also gerade im Verdachtsfall einer Ansteckung an Bord – sollen Flugzeuge komplett desinfiziert werden. Dies versprechen Airlines wie Delta auch schon nach einem Inlandsflug. Bei vielen Fluglinien werden die bisherigen Standardreinigungen aufgestockt mit Spezial- und Tiefenreinigungen. American Airlines beispielsweise bezeichnet nach eigenen Angaben inzwischen auch insgesamt die eigenen neuen Hygienestandards entsprechend einem Krankenhaus.
Bild von Klaus Hausmann auf Pixabay
Mehr Händewaschen, mehr Hygienepflichten. Mehr Kontrollmaßnahmen und Einschränkungen. Mehr Aufwand. So skizziert lässt sich das Fliegen in den nächsten Monaten in etwa umreißen. Was die Prophylaxe-Maßnahmen an den Flughäfen angeht: Das Airports Council International, der Dachverband der Flughafenbetreiber, initiierte bereits Anfang April sein Projekt „Off the ground“. Das Ziel: neue Schutzkataloge zu konkretisieren und die Flughäfen mit Richtlinien zu versorgen.
Mit einem komplexen System an Sicherheits- und Vorsorgemaßnahmen beginnt der Flugverkehr langsam und nach Lockerung der Reisebeschränkungen wieder neu zu starten. Auch um sich als wichtiger Wirtschaftszweig zu regenerieren. Wie schnell Fahrt auf dieser langen Strecke aufgenommen werden kann, wird von vielen Faktoren bedingt. Und vielen offenen Fragen. Eine der großen davon bleibt: Wie sich die COVID-19-Pandemie weiter entwickelt und ob es eine zweite Ansteckungswelle mit zweitem Lockdown geben könnte?
In welchen per Reise zu verbindenden Regionen, Ländern und Kontinenten auch immer: Der Corona-Schutz bringt neue Herausforderungen mit sich, macht noch ungewohnte Maßnahmen erforderlich. Bis zur Ankunft in einer neuen Normalität des Fliegens wird es noch dauern.
Wie man sich grundsätzlich vor, während und nach dem Flug fit hält, haben wir bereits in unseren Berichten zur Vorbeugung von Erkältungen und Thrombosen näher beleuchtet.
Titelbild von Free-Photos auf Pixabay
* „Janus“ ist ein römischer Gott mit zwei Gesichtern: Der Vorderkopf blickt nach vorne, der Hinterkopf hat nochmal ein Gesicht und blickt nach hinten (Der „Januar“ verdankt diesem Gott seinen Namen).
** Das „V“ steht für eine Konjunkturkurve, die nach dem Abschwung am Tiefpunkt genauso steil wieder nach oben steigt. Das „U“ steht für einen Abschwung, der am Tiefpunkt langsamer wieder nach oben geht. Und das „L“ steht für einen Abschwung, der in der Entwicklung lange unten bleibt.
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