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Du hast den Mount Everest schon mehrmals bestiegen und es dauert dir zu lange bis es Linienflüge zum Mond gibt? Du hast ein paar Millionen Dollar übrig, bist ziemlich mutig und suchst eine neue Herausforderung? Du findest diese auf auf dem alljährlichen Reno Air Race in der Wüste Nevadas. Dort trifft sich neben Astronauten, Testpiloten und ehemaligen Kampffliegern die Spitze, die Grande Classe der kolbengetriebenen Propeller-Jagdflugzeuge des vergangenen Jahrhunderts.
Die Regeln sind einfach: fliege mindestens 300 mph (555 km/h) schnell, fliege nicht unterhalb des „R“ vom vertikalen RENO-Schriftzug auf den Pylonen, bleibe innerhalb der engen Grenzen des Rundkurses und überhole grundsätzlich außen. Die zumeist aus den 1930er und 40er Jahren stammenden Jäger sind schon im Serienzustand schnell und leistungsstark. Die Tuner der Hawker Sea-Fury, Bearcat, Mustang & Co können den V-12-Allison oder Rolls-Royce-Triebwerken bis zu 4.000 PS entlocken, was schnell mal die doppelte Serienleistung bedeutet. Damit sind die Piloten der „Unlimited Class“ in der Lage, mit bis zu 500 mph (804,672 km/h) um die Pylonen in Bodennähe zu fliegen. Nur wenige Meter von den Konkurrenten entfernt, mit „G-Forces“ jenseits des normal erträglichen.
Zu einem standesgemäßen „unlimited racer“ gehören außerdem diverse aerodynamische Modifikationen, wie die Glättung von Nieten, ein beherztes Choppen der Kabine und die radikale Kürzung der Spannweite, welche wiederum eine deutlich höhere Abhebe- und Anfluggeschwindigkeit zur Folge hat. Um der exorbitanten Motorleistung gerecht zu werden, müssen neben der gezielten Zufuhr von Ansaugluft auch Verstärkungen der Zelle und der Motoraufhängungen erfolgen, um den extremen Vibrationen und starken Temperaturunterschieden gerecht zu werden. Selbstverständlich gehen mit diesen Modifikationen umfassende Verschlechterungen der Flugeigenschaften einher, sodass „normale“ Piloten einen Reno-Unlimited-Racer als tendenziell unfliegbar einzustufen haben.
Ging man während des zweiten Weltkrieges noch hin und gab den Jägern mit auflackierten Haifisch-Mäulern ein besonders abschreckendes Aussehen, kann man bei den Reno-Unlimiteds getrost davon ausgehen, dass ein ausgewachsener Tigerhai beim bloßen Anblick eines solchen Monsters geneigt wäre, sich schlagartig zu empfehlen. Ebenfalls direkt aus der Hölle zu stammen, scheint der Klang eines Reno-Racers. Von einfachem Beben der Erde kann keine Rede mehr sein. Dieses Klanginferno macht unmittelbar abhängig, wenn man auch nur einen Tropfen Treibstoff im Blut hat.
Entstanden ist diese Spielart in den 20er und 30er Jahren, als die zumeist arbeitslosen Piloten des ersten Weltkrieges nach einer mehr oder weniger sinnvollen Beschäftigung suchten, um dem Publikum etwas Besonderes bieten und etwas Geld verdienen zu können. Diesen historischen Reiz des Luftrennens hat sich die Veranstaltung seitdem bewahrt. Trotz der rund 200.000 Zuschauer an den vier Tagen des Air Race bleibt die Atmosphäre familiär. Besichtigungen der Racer aus nächster Nähe sind ebenso möglich, wie Gespräche mit Crewmitgliedern. In den „Pits“ herrscht stets hektische Betriebsamkeit, da die hochgezüchteten Warbirds als extrem wartungsintensiv gelten.
Ihr fragt euch immer noch, was das mit gesundem Irrsinn zu tun hat? Die Belastungen für Mensch und Material sind konsequent maximal ausgelegt – und am Limit angekommen. Mit anderen Worten: was sich so mancher Pilot (wie zum Beispiel ich) so ziemlich am meisten wünschen würde (nämlich so ein Monster zu fliegen) ist vermutlich gar keine so gute Idee. Weil neben der radikalisierten Aerodynamik auch die hochgezüchtete Technik empfindlich und nicht so standfest ist, wie man sich das so wünscht. (Aber dieser Klang …)
Sollte ein Motor ausfallen, zum Beispiel weil der hochexplosive Spezialtreibstoff mal wieder diverse Kolbenringe pulverisiert hat, oder beim „fatal engine failure“ Teile der Kurbelwelle den Weg durch die „cowling“ genannte Motorverkleidung nach draußen suchen … Nun ja, „Plan B“: Schnell die Geschwindigkeit in Höhe umsetzen, ohne mit der Konkurrenz zu kollidieren, das Feuerlöschsystem – sofern vorhanden – aktivieren, schnell noch die Dauer einiger Einspritz-Sequenzen reinsten Adrenalins nutzen, um das Fahrwerk per Handkurbel auszufahren, da die Hydraulik vermutlich ausgefallen ist und natürlich hoffen, dass kein Ölfilm die Sicht nach vorne behindert. Dann suchst du für dein aerodynamisch bedenkliches, 80 Jahre altes Projektil ohne Sicherheitsreserven, das nicht mehr funktioniert noch schnell ein feines Landeplätzchen in der Wüste und mit etwas Glück bist du im nächsten Jahr wieder dabei, wenn es beim Reno Air Race heißt: “Open the pitlane for the unlimited class.“
Mehr über verschiedenste Air Races erfahrt ihr bei uns auf WingMag. Wie wäre es zum Beispiel mit unserem Bericht über die Red Bull Air Race Weltmeisterschaft in Dubai 2018?
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