Die Triebwerke sind angelassen. Tausende von Kilogramm verschiedenster Werkstoffe setzen sich scheinbar spielend leicht in Bewegung. An der Startbahn angekommen, …
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Der Jubel war groß, als Anfang Juni mit der „Crew Dragon“ von SpaceX wieder US-Astronauten an die Internationale Raumstation andockten. Gestartet von den USA aus. Die Enttäuschung saß tief, als Ende Dezember Boeings noch unbemannter „Starliner“ die ISS letztlich nicht erreichte und abdrehen musste. In diesem Wettbewerb um die Taxikapsel des 21. Jahrhunderts – wer hat hier mit der Nasa die Nase vorn?
Unser Kapitel der Vorgeschichte beginnt 2011, als die Nasa ihre Space Shuttle-Flotte, auch aus Kostengründen, einmottete. Seitdem waren US-Raumfahrer auf Russlands Sojus-Raketen angewiesen, um den Weltraum zu erreichen. Was dazu einen zunehmenden Kostenfaktor ausmacht: Rund 80 Millionen US-Dollar pro Flug und Astronaut, hin zur ISS und zurück, sollen für diese russische Unterstützung mittlerweile zu Buche schlagen. Gleich zwei ambitionierte Vertragspartner der Nasa sind beauftragt, abzuhelfen – es wird mehrgleisig gefahren bzw. geflogen im Rahmen des Commercial Crew Development Program (CCDev; dem Entwicklungsprogramm für kommerziellen bemannten Raumflug):
Auf der einen Seite Traditionspartner Boeing, ein Weltmarktführer für Luft- und Raumfahrttechnik. Die Nasa fördert die Entwicklung seines CST-100 Starliners mit Milliarden US-Dollar. Andererseits das von Elon Musk gegründete Unternehmen SpaceX. Der flexible Newcomer, der sich als Big Player im Weltraum-Business längst etabliert hat. Die Nasa investiert auch intensiv in die Dragon 2 (also „Crew Dragon“ für Astronauten und „Cargo Dragon 2“ für Fracht). Nach Bau der Raumschiffe, Testflügen und Zertifizierung können Missionen beauftragt werden. Und von wo genau aus wird gelauncht?
Takeoff des Starliners: die Cape Canaveral Air Force Station, Startrampe Space Launch Complex 41. Von hier machten sich schon “Viking”, “Voyager”, „Curiosity“ und die “New Horizons“ auf. Am 17. Juli soll von hier aus auch der Nasa-Rover „Perseverance“ gen Mars aufbrechen. SpaceX steuert den Weltraum vom Startplatz 39A an. Vom Kennedy Space Center stiegen schon die Space Shuttles auf, Apollo 11. Zwischenzeitlich blieb diese Plattform länger unbestellt, wurde grundlegend renoviert und von SpaceX geleast.
Diese angrenzenden, geschichtsträchtigen Orte, von denen aus Starliner gegen Crew Dragon starten, stehen abstrahiert auch für ihre gesunde Rivalität. So wie Boeing vs. SpaceX auch für Tradition vs. Vision stehen könnte. „Wir nutzen erprobte Technologien und Strukturen, die auf unserem reichen Erbe basieren“, so sieht es John Mulholland, Vicepresident von Boeing und Manager des Commercial Program. Und wie sieht er die Konkurrenz? So wie selbst soviel „gute und schlechte Lektionen“ gesammelt zu haben, habe kein Konkurrent. Gerade unterschiedliche Prozedere der Privatunternehmen kommen der Nasa zustatten. Sie kann fördern, und dann dort Dienstleistungen ordern. Um weiter in den Weltraum vorzustoßen:
Der „Griff nach den Sternen“, genauer: Planeten – er streckt sich. Nasa und Boeing arbeiten schon lange am „Space Launch System SLS“. Und SpaceX längst am „Starship“, dessen erste Testflüge in geringer Höhe zeitnah erwartet werden. Ende diesen Jahres könnte es bereits in den Erdorbit gehen. Un- und bemannte interplanetarische Missionen werden zusehends realistischer, insbesondere die Mars-Oberfläche ist im langfristigen Visier.
Unser Fokus bleibt zunächst noch auf dem All-Außenposten der Menschheit (den die Space Shuttles mitaufbauten): Die ISS, ihre Versorgung bleibt ein großer Motor. Und damit einher geht es schließlich um nicht weniger als die Aufgliederung eines Frachtsystems im Weltraum. Und natürlich die Öffnung des Alls für Privatpersonen. Also wann kriegt ein erneuter Testflug des Starliners seine zweite Chance? Und wie bekommt der Weltraumtourismus mit SpaceX weiter Aufschwung? WingMag berichtete bereits. Die Sitzplätze sind noch gezählt:
Die Crew Dragon bietet insgesamt sieben Personen Platz. Ebensoviel wie das ebenso kegelförmige Mannschafts-Modul des Starliners. So werden Passagierreisen ins All buchbarer. Unternehmen wie Space Adventures Ltd., das in einem Bravourstück schon erste Weltraumtouristen zur ISS brachte, bietet weitere Flüge mit ihrem Vertragspartner Boeing. Flüge wie solche, die von SpaceX jetzt bereits von Crew Dragon auf das Starship umgeplant werden.
Und wie plant Russland, zusätzlich zu seinem Sojus-Programm, weiter die ISS und den Mond anzufliegen? Mit dem neuen Raumschiff „Federazija“ ist eine für in der Regel vier Personen ausgestattete Raumkapsel in der Entwicklung. Sie soll ungefähr fünf Mal wiederverwendet werden können. Ein mehrmals möglicher Einsatz wird auch beim Starliner und der Crew Dragon sehr groß geschrieben:
Nach sicherer Landung – auf einem ferngesteuerten Schiff (SpaceX) oder abgebremst durch Fallschirme, abgefedert durch Airbags, auf ausgetrockneten Festland-Seen (Starliner): Zwischen drei bis zu zehn Mal sollen Raketenstufen und Mannschaftsmodule erneut wieder zum Einsatz kommen können. Je höher die Wiederverwendungsquote teurer Bauteile, um so ökonomischer werden Projekte – eine folgende, entsprechend hohe Startfrequenz vorausgesetzt. Eine erforderliche Bearbeitungszeit für die wiederverwendbaren Teile wird dabei einkalkuliert.
Zu rechnen ist auch mit dem zweiten, wieder unbemannten Starliner-Test noch 2020. Gleich nach dem problematischen Debüt legte die Nasa einundsechzig sogenannte „Corrective actions“ fest. Nachdem der Starliner beim ersten Mal Ende letzten Jahres softwarefehlerbedingt in einen falschen Orbit geriet und nicht an die Raumstation ISS andocken konnte. Um zwei Tage später in der Wüste von New Mexico trotzdem sicher zu landen. Nun ist die Wiederholung des Flugs jetzt für das vierte Quartal diesen Jahres geplant. Die sogenannte Boe-OFT-Wiederholung, der Boeing Orbital Flight Test.
Auch in Florida sind straff gehandhabte COVID-19-Regelungen gültig. So blieb die Stimmung auf der Party zum erfolgreichen Crew Dragon-ISS Docking noch etwas verhalten. Aber „die wilde Party“ komme noch. Jedenfalls, so der SpaceX-Chefingenieur Hans Königsmann, war man sich zuvor sicher, „das durchziehen zu können“. Für die Crew Dragon-Astronauten Hurley und Behnken wurden Prophylaxe-Maßnahmen gegen eine etwaige Ansteckung ergriffen, um den Zeitplan halten zu können.
Dabei dürfte sich manch anderer Zeitplan (beispielsweise für das SLS) Corona-bedingt jetzt verzögern. Auch die Nasa hatte viele Mitarbeiter nach Hause zu schicken. Der Astronaut Christopher Cassidy, der die Crew Dragon-Astronauten auf der ISS in Empfang nehmen konnte, meinte in einer Telefon-Konferenz: „Es fühlt sich anders an, die Erde inmitten einer globalen Krise zu verlassen“. Er war am 9. April zur Internationalen Raumstation gestartet. Mit der Mission Sojus MS-16.
Titelbild © Boeing
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